Biologika bei Psoriasis

Biologika sind moderne Medikamente zur Behandlung einer Schuppenflechte. Sie werden mittels Gentechnik hergestellt und richten sich gezielt gegen entzündungsfördernde Botenstoffe im Körper. Diese Botenstoffe sind aufgrund einer Fehlsteuerung des Immunsystems bei der Erkrankung vermehrt vorhanden und führen zu Entzündungen der Haut und manchmal auch der Gelenke. Durch eine Blockade der Botenstoffe stoppen Biologika das Entzündungsgeschehen, so dass die typischen Krankheitssymptome wie rote, schuppige Hautstellen und Juckreiz nicht oder nur leicht entstehen.

Behandlungsmöglichkeiten bei Schuppenflechte – ein kurzer Überblick

Psoriasis (auch Schuppenflechte genannt) ist eine chronisch entzündliche Erkrankung, bei der sich  gerötete und schuppige Hautstellen bilden. Die Ursache ist eine Fehlfunktion des Immunsystems, die nicht nur die Haut betrifft sondern häufig mit anderen Krankheiten einhergeht wie Depression, Übergewicht oder Herz-Kreislauferkrankungen. Von besonderer Bedeutung ist die sogenante Psoriasis-Arthritis, eine Gelenkentzündung, die bei etwa einem Fünftel aller Psoriasis-Patienten auftritt und Schmerzen, Verformungen von Gelenken und Bewegungseinschränkungen verursacht. Neben den gesundheitlichen Beeinträchtigungen leiden Betroffene oft auch an einer verminderten Lebensqualität.

Die Behandlungsmöglichkeiten einer Schuppenflechte sind vielfältig. Bei einem kleinflächigen bzw. mittleren Befall der Haut erfolgt eine lokale Behandlung, z.B. mit Cortison- und Calcipotriol-haltigen Präparaten oder einer Lichttherapie. Bei einem großflächigen Befall, einer stark verminderten Lebensqualität bzw. bei Gelenkentzündungen kommt eine Therapie von innen in Betracht. Konventionelle Medikamente hierfür sind beispielsweise Methotrexat oder Fumarate. Vor wenigen Jahren haben Biologika die Schuppenflechtetherapie revolutioniert. Anders als bisherige Medikamente greifen sie zielgerichtet in die Entzündungsreaktion ein.

Was sind Biologika?

Biotechnologische Herstellung von Biologika

Wie der Name schon andeutet, werden Biologika biotechnologisch hergestellt: Für Ihre Produktion benötigt man lebendige Zellen. Mithilfe von Gentechnik vermehren sich die Zellen im Labor und produzieren Antikörper. Das sind sind Eiweiße (Proteine), die normalerweise bei Abwehrreaktionen im Körper zum Einsatz kommen, z.B. bei der Bekämpfung von Krankheitserregern oder Fremdstoffen.

NL 12 Trennung von Zellen und Antikörpern

Im Verlauf der Herstellung werden die Antikörper von den Zellen getrennt und in mehreren Schritten gereinigt und aufbereitet…

NL12 Biologikum

…bis sie schließlich das fertige Medikament ergeben. Der gesamte Herstellungsprozeß ist sehr aufwendig, was sich in den Kosten widerspiegelt: Die Behandlung mit einem Biologikum kostet bis zu 20.000 Euro/Jahr.

Wie wirken Biologika

Histologie Psoriasisplaque

Die Forschung der letzten Jahre hat detaillierte Erkenntnisse zum Ablauf der Entzündunsgreaktion bei Schuppenflechte erbracht: Das Immunsystem ist in erhöhter Alarmbereitschaft und übermäßig aktiv. Meist infolge eines Auslösers (wie Streß oder Infekt) wandern Immunzellen in die Haut ein und werfen mit entzündungsfördernden Botenstoffen um sich (s. meinen vorherigen Beitrag). Ähnlich wie bei einer Schneeballschlacht beteiligen sich immer mehr Zellen an dem Prozeß und die Menge an Botenstoffen nimmt massiv zu. In Folge dessen rötet sich die Haut, wird dicker und es bilden sich Schuppenkrusten. Viele Betroffene verspüren zudem einen starken Juckreiz.

NL12 Biologika unterbrechen Entzündungskaskade

Zu den bekannten Botenstoffe, die bei Schuppenflechte vermehrt ausgschüttet werden, zählen TNF-Alpha, Interleukin-(IL)-17A und IL-12/23.

Sie sind die Ansatzpunkte der modernen Medikamente: Biologika blockieren gezielt einzelne dieser Botenstoffe. Der Krankheitsprozeß kommt so gar nicht erst in Gang und und Entzündungen in Haut und Gelenken wird verhindert. Viele Betroffene erreichen unter Therapie eine deutliche Besserung der Krankheitssymptome bis hin zur Symptomfreiheit.

Folgende Wirkstoffe blockieren TNF-alpha:

  • Infliximab
  • Adalimumab
  • Golimumab
  • Etanercept*
  • Certolizumab pegol*

Interleukin-17A-Antagonisten sind:

  • Ixekizumab
  • Secukinumab
  • Blodalimumab

Interleukin-12/23-Antagonisten sind:

  • Ustekinumab
  • Guselkumab
  • Tildrakizumab

Wie Euch bestimmt auffällt, haben viele Wirkstoffnamen eine Gemeinsamkeit: Sie enden auf –mab. Dies ist eine Abkürzung für monoclonal antibodies und beschreibt, woraus Biologika bestehen, nämlich aus Antikörpern. Zwei TNF-alpha-Blocker fallen hier jedoch mit ihrer Struktur heraus: Bei Etanercept handelt es sich um einen löslichen Rzeptor, bei Certolizumab pegol um ein Antikörperfragment.

Noch ein paar Worte zur Therapie…

Magensäure würde Biologika zerstören, daher können sie nicht als Tablette genommen werden. Die Gabe erfolgt als Spritze unter die Haut oder als Infusion. Schuppenflechte ist eine chronische Erkrankung und erfordert eine dauerhafte Therapie. Damit ist zwar die Erkrankung nicht heilbar, doch lassen sich die Krankheitssymptome gut unter Kontrolle bringen.

Biologika sind nicht die einzige Option für eine Therapie von innen! Die Vielzahl an Behandlungsmöglichkeiten erlaubt es, die Therapie individuell auf einen Patienten anzupassen. Welche Therapie in Frage kommt, ist neben den oben erwähnten Aspekten (Leidensdruck, Ausmaß des Hautbefalls, Psoriasisarthritis) auch von Vortherapien, Patientenalter, Begleiterkrankungen und Medikamenten abhängig. Wie jedes Medikament, das wirkt, können Biologika unerwünschte Wirkungen haben. Da sie in die Abwehr eingreifen, ist vor allem eine erhöhte Infektneigung erwähnenswert. Wenn Ihr eine Schuppenflechte habt, dann wendet Euch an Euren Hautarzt. Er ist – ggf. in Zusammenarbeit mit einem Rheumatologen – der richtige Ansprechpartner für Euch.

Wollt Ihr mehr zur Schuppenflechte erfahren, werft doch mal einen Blick in meine vorherigen Artikel oder schaut Euch meine Quellen und weiterführenden Links an.