Dupilumab – eine Spritze gegen Neurodermitis

Ekzeme und quälender Juckreiz sind die typischen Symptome der Neurodermitis. Meistens helfen intensive Hautpflege und Cremes mit Kortison oder Calcineurininhibitoren, um die Haut wieder in Ordnung zu bringen. Etwa zehn Prozent der Betroffenen leiden jedoch an einer schweren Form der Hauterkrankung. In solchen Fällen kann eine topische Therapie nicht ausreichend und stattdessen eine Therapie von innen erforderlich sein. Seit Ende 2017 ist eine Spritze mit dem Wirkstoff Dupilumab zugelassen. Es handelt sich hierbei um einen Antikörper, welcher die Bindung entzündungsfördernder Botenstoffe an Abwehrzellen blockiert und so die Entzündung aufhält.

Ursache der Neurodermitis ist eine gestörte Hautbarriere

© 2019 Corinna Mühlenbein – Alle Rechte vorbehalten

Neurodermitis ist eine Hauterkrankung, die mit Entzündungen der Haut, Ekzemen und starkem Juckreiz einhergeht. Je nach Schweregrad kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich eingeschränkt sein. Ursache der Neurodermitis ist eine Hautbarrierestörung: Normalerweise sind unsere Hautzellen über Fett-Stoffe miteinander verbunden. Diese Fett-Stoffe halten Feuchtigkeit in der Haut, verschließen Zwischenräume und dichten die Haut ab. In der Literatur wird die Struktur der Haut oft mit der einer Steinmauer verglichen: Die Zellen sind die Steine, die Fett-Stoffe der Mörtel.

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Bei Patienten mit Neurodermitis ist der Mörtel defekt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Als häufigste Störung liegt eine Mutation vor, bei der ein wesentlicher Fett-Stoff, das Filaggrin, nicht produziert wird. Auch die Zusammensetzung der Fett-Stoffe kann gestört sein.

(Willst Du mehr dazu wissen? Wirf einen Blick in meinen vorherigen Beitrag.)

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Die Folge des defekten Mörtels ist eine rissige und trockene Haut, in die Bakterien, Viren und Allergene leicht eindringen und eine Entzündung hervorrufen  können.

Doch was passiert da eigentlich im Körper? Wie kommt es zu Ekzemen und Juckreiz?

Keime und Allergene lösen eine Entzündungskaskade in der Haut aus

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In der Haut lösen Keime beziehungsweise Allergene eine regelrechte Kettenreaktion aus, an der verschiedende Abwehrzellen beteiligt sind.

Am Anfang der Reaktion stehen dendritische Zellen, auch Langerhanszellen genannt. Sie halten sich in der Haut auf und haben lange Fortsätze, die sie austrecken und mit denen sie die Haut nach Eindringlingen absuchen.

Dendritische Zelle trifft T-Zelle
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Finden sie Keime oder Allergene, können sie diese aufnehmen und anschließend Teile davon, sogenannte Antigene (das sind kleine Eiweiß-Stoffe), an ihrer Oberfläche präsentieren. Aus diesem Grund bezeichnet man die Zellen auch als Antigen-präsentierende-Zellen. So ausgestattet wandern sie in die Lymphknoten, wo sie auf andere Abwehrzellen, die T-Zellen, treffen.

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Durch den Kontakt mit den Antigenen werden die T-Zellen aktiviert und verwandeln sich in TH2 Zellen.

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Die TH-2 Zellen schütten Entzündsmediatoren aus. Das sind Botenstoffe, mit denen Zellen untereinander kommunizieren. Bei der Neurodermitis gibt es eine Vielzahl an Botenstoffen*. Eine wichtige Rolle in der Frühphase der Entzündungsreaktion spielen die Interleukine (IL) 4 und 13*.

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Diese Interleukine geben anderen T-Zellen den Befehl, in die Haut einzuwandern, und so kommt es zu einem Übergewicht an TH2-Zellen in der Haut. Die verschobene Immunantwort ist typisch für Neurodermitis.

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Die Interleukine richten sich auch an B-Zellen, ein anderer Typ Abwehrzellen. Wie auch die T-Zellen zählen sie zu den weißen Blutkörperchen.

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Nach Erhalt der Botenstoffe produzieren B-Lymphzyten, auch Plasmazellen genannt, Antikörper vom Typ IgE, die eingedrungene Antigene binden können. Erhöhte IgE Werte sind im Blut von Neurodermitis-Patienten häufig nachweisbar!

Nun kommen weitere Abwehrzellen ins Spiel: die Mastzellen, welche eine Substanz namens Histamin enthalten, die bei Freisetzung auf Gefäße wirkt. Binden IgE-Antikörper an Mastzellen, schütten diese ihr Histamin aus und es entstehen Rötungen, Schwellungen und Juckreiz an der Haut.

Juckreiz-Kratz-Zyklus
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Die Entzündungsreaktion ist nun im vollen Gange. Die Haut ist trocken und gerötet, sie juckt, brennt und spannt.

Durch Kratzen an der Haut können Betroffene die Neurodermitis verschlimmern, denn Kratzen verursacht kleinste Verletzungen, die wiederum zu einer Ausschüttung weiterer enzündungsfördernder Botenstoffe* führen. Die Entzündung wird stärker, der Juckreiz nimmt zu… und so entsteht ein Teufelskreis aus Juckreiz und Kratzen.

In diesem Stadium ist – neben regelmäßiger Hautpflege (Basispflege) – eine antientzündliche Therapie erforderlich. Als erste Maßnahme verschreiben Hautärzte in der Regel Cremes mit Cortison oder Calcineurin-Inhibitoren. Reicht das nicht, um die Symptome zum Abklingen zu bringen, kann eine Therapie von innen erfolgen. Hierfür stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung; eins ist das im Jahr 2017 zugelassene Dupilumab.

Was ist Dupilumab und wie wirkt es?

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Dupilumab besteht aus Antikörpern, die den Empfang der Botenstoffe IL-4 und IL-13 auf Abwehrzellen blockieren*. Das bedeutet, dass Dupilumab am Anfang der Entzündungsreaktion eingreift und so die Kettenreaktion unterdrückt.

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Mithilfe von Dupilumab können Patienten nicht nur eine Verbesserung des Hautzustandes erreichen sondern – damit einhergehend – auch weniger an Schlafstörungen leiden und eine bessere Lebensqualität haben.

Das ursächlich Problem der Neurodermitis bleibt jedoch bestehen: Patienten haben in der Regel ein Leben lang mit trockener Haut zu kämpfen. Wichtig ist daher, dass neben einer inneren Therapie auch die Hautbarrierestörung behandelt wird. Wie Patienten die Haut mithilfe der Basistherapie stabilisieren und die Neurodermitis verbessern können, zeige ich Dir in einem anderen Beitrag.

Zugelassen ist Dupilumab ist bei Patienten ab 12 Jahren mit einer mittelschweren bis schweren Neurodermitis, es wird als Spritze alle zwei Wochen verabreicht.

Wichtig: Dupilumab ist nur eine Option, mit der man Neurodermitis behandeln kann. Wie oben erwähnt stehen verschiedende Medikamente zur Verfügung. Welche Therapie für einen Patienten in Betracht kommt, ist nicht nur vom Schweregrad der Neurodermitis abhängig sondern auch vom Alter und eventuellen Begleiterkrankungen. Wollt Ihr wissen unter welchen Voraussetzungen Dupilumab eingeleitet werden kann, wendet Euch an Euren Hautarzt! Mein Beitrag dient lediglich der Aufklärung und dem besseren Verständnis des Wirkmechanismus. Er soll in keinem Fall eine Empfehlung für oder gegen eine bestimmte Therapie sein!

Willst Du mehr wissen oder etwas nachlesen, dann schau Dir meine Quellen und weiterführenden Links an.

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