Wieso Basispflege bei Neurodermitis wichtig ist

Neurodermitis ist die häufigste Hautkrankheit im Kindesalter in Deutschland. Sie geht mit Ekzemen der Haut und einem starken Juckreiz einher. Zu den Ursachen der Neurodemitis zählt eine Hautbarrierestörung, die die Haut trocken, rissig und durchlässiger für Keime und Allergene macht. Ein wichtiger Bestandteil der Therapie ist die Basispflege. Denn cremt man die Haut regelmäßig ein, kann das die Barriere wieder aufbauen und so den Hautzustand verbessern!

Etwa 15-20 Prozent aller Kinder in Deutschland sind von einer Neurodermitis (auch atopische Dermatitis oder endogenes Ekzem genannt) betroffen und leiden an wiederkehrenden beziehungsweise chronischen Ekzemen der Haut. Bei der Hälfte der Patienten tritt die Erkrankung in den ersten sechs Lebensmonaten auf. Meist handelt es sich um eine leichte Form einer Neurodermitis, die sich verwachsen kann. Schwere Verläufe sind eher selten, können jedoch zu einer komplett geröteten und entzündeten Haut führen. Besonders belastend ist der starke Juckreiz, der gerade bei Kindern zu Schlafmangel führen kann. Die Erkrankung ist nicht ansteckend!

Neurodermitis zählt zum atopischen Formenkreis

Atopische Marsch
© 2019 Corinna Mühlenbein – Alle Rechte vorbehalten

Neurodermitis geht oft mit Allergien und/oder einem allergischen Asthma einher, wobei die Haut meist als erstes erkrankt. Im Laufe des Lebens können Allergien und Asthma hinzu kommen*. Alle drei Erkrankungen zählen zum “atopischen Formenkreis”.

Wie bekommt man Neurodermitis?

Die Veranlagung zur Neurodermitis wird meist vererbt: Leiden beide  Eltern an Erkrankungen aus dem atopischen Formenkreis, erkrankt das Kind zu 60-80 Prozent ebenfalls daran. Sind beide Eltern hingegen unbelastet, liegt das Risiko einer Neurodermitis für das Kind bei nur 15 Prozent. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die einen Neurodermitis-Schub auslösen bzw. verschlimmern können. Dazu zählen Streß, Rauchen, Hormonschwankungen und klimatische Faktoren (Kälte, Trockenheit…). Auch Allergien können einen erheblichen Einfluss auf die Haut haben und nicht selten verschlimmern sich Ekzeme während der Heuschnupfensaison.

Doch was ist die Ursache der Neurodermitis, wieso kommt es zu den wiederkehrenden Ekzemen? Sehen wir uns die Struktur unserer Oberhaut näher an:

Hautbarriere Atopische Dermatitis
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Unsere Oberhaut besteht aus sehr vielen Hautzellen, die eng aneinander liegen und über Zellkontakte miteinander verbunden sind*. Fett-Stoffe, die die Zellen selbst produzieren*, umgeben die Zellen, füllen Zwischenräume aus und sorgen für den Zusammenhalt der Haut… ähnlich wie Mörtel bei einer Steinmauer.

Fette Haut
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Zusammen mit den Zellen bilden die Fett-Stoffe eine Barriere und dichten die Haut sowohl nach innen als auch nach außen ab:

Hautbarriere Feuchtigkeit
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Sie halten Flüssigkeit in der Haut…

Hautbarriere Keime Allergene
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…und schützen die Haut vor Bakterien, Allergenen und Viren von außen.

Ursache der Neurodermitis ist eine Hautbarrierestörung

Gestörte Hautbarriere
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Bei der Neurodermitis ist die Hautbarriere gestört, entweder weil ein wesentlicher Fett-Bestandteil nicht produziert wird* oder die Zusammensetzung der Haut-Fette verändert ist. Die Haut wird rissig und schuppig.

Feuchtigkeitsverlust
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In Folge dessen geht Flüssigkeit verloren und die Haut wird trocken. Diese Hauttrockenheit ist charakteristisch für Patienten mit Neurodermitis!

Eindringen Keime Allergene
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Zudem können sich Bakterien, Allergene und Viren leichter Zugang in die Haut verschaffen und so eine Entzündungsreaktion auslösen. Diese dient eigentlich der Abwehr von Eindringlingen. Aufgrund einer veränderten Immunlage* bilden sich Ekzeme und die Haut juckt.

Juckreiz-Kratz-Zyklus
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Kratzt der Betroffene nun an der juckenden und entzündeten Haut, verschlimmern sich die Ekzeme und die Entzündung wird weiter angefeuert. Es entsteht ein Teufelskreis aus Jucken und Kratzen. Ist dieses Stadium erreicht, ist eine Therapie erforderlich, die die Entzündung in der Haut unterdrückt. Das ist wichtig, damit die Haut schnell heilt und nicht Haut-Keime zu ausgedehnten Infektionen in der Haut führen. Diese sogenannten Superinfektionen sind eine typische Komplikation bei Neurodermitis und müssen manchmal mit Antibiotika oder antiviralen Medikamenten behandelt werden.

Als antientzündliche Therapie stehen Cremes mit Kortison oder Calcineurin-Inhibitoren zur Verfügung. In schweren Fällen kann eine Lichttherapie (nicht bei Kindern!) oder eine Therapie von innen sinnvoll sein. Ein Hautarzt kann Betroffene beraten und eine passende Therapie verordnen!

Basispflege stärkt die Hautbarriere

Basispflege
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Ein ganz wichtiger Bestandteil der Therapie ist die Basispflege. Basispflege meint das tägliche Eincremen mit einer Pflegecreme, was leider oft als zu banal erachtet und daher vernachlässigt wird!

Dabei hilft die Basispflege, die Hautbarriere zu stärken, indem man der Haut das von außen zufügt, was ihr von Natur aus fehlt. Untersuchungen zeigen, dass mit Hilfe der Basispflege Ekzeme seltener beziehungsweise schwächer auftreten. Kommt es dennoch zu Ekzemen, heilt die Haut schneller, wenn sie regelmäßig eingecremt wird. Langfristig hilft das, Kortison zu sparen.

Ideale Basispflege
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Die ideale Basispflege besteht aus einer Kombination aus fettliebenden (=lipophilen) und wasserliebenden (=hydrophilen) Substanzen.

Zu den fettliebende Substanzen zählen

  • Filmbildner, also Substanzen, die nicht in die Haut dringen können und sich auf der Oberfläche ablagern. Dieser feine Film schützt die Haut von außen und macht, dass die Creme sich gut verteilen lässt und sich die Haut samtig-weich anfühlt. Filmbildner sind meist Substanzen auf Mineralöl- oder Silikonbasis.
  • rückfettende Substanzen wie Ceramide. Diese durchdringen die Hornschicht und lagern sich zwischen den Hautzellen ab. Sie stärken die Hautbarriere und verbessern die Struktur der Haut.

Wasserliebende Substanzen haben die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden, damit die Haut nicht austrocknet. Harnstoff (Urea) besitzt eine hohe Wasserbindungskapazität, ist allerdings bei Kleinkindern nicht geeignet, da es zu Brennen auf der Haut führen kann. Alternativ eignet sich Glycerin.

Welche Creme soll ich für die Basispflege nehmen?

Welche Basispflege
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Die Auswahl an Cremes in Apotheken und Drogeriemärkten ist groß, und alle versprechen das Beste für die Haut. Inhaltsangaben auf Packungen sind kompliziert und kaum verständlich. Wie finde ich hier eine gute Basispflege? Leider gibt es nicht DIE EINE Creme, die für alle geeignet ist. Denn zu berücksichtigen sind immer der individuelle Hautzustand und auch persönliche Vorlieben.

Daher ein paar Empfehlungen:

DON´T

  • keine Duftstoffe – Bei Patienten, die zu Neurodermitis neigen, können diese Allergien auslösen und den Hautzustand verschlimmern.
  • keine reinen Öle – Diese dringen nicht in die Haut ein und trocknen die Haut langfristig aus.
  • kein Urea bei kleinen Kindern – Vor allem bei Kindern unter vier Jahren kann Urea Mißempfindungen wie Brennen verursachen.

DO

  • Um so trockener die Haut ist, desto fettreicher die Pflege! Also lieber Balsam, Creme oder sogar Salbe verweden anstelle von Body-Lotion.
  • Zusätze von Urea oder Glycerin verbessern die Hauttrockenheit.
  • Die Creme sollte ein angenehmes Hautgefühl geben und weder Brennen noch Juckreiz verursachen.

Wenn man diese Punkte berücksichtigt, kann man nicht viel falsch machen und grundsätzlich gilt: Eine Pflege ist besser als keine Pflege!

Du hast nun erfahren, welche Rolle die Hautbarriere bei der Entwicklung von Neurodermitis spielt und wie man sie mithilfe der Basispflege stärken kann.

Leider gibt es sehr schwere Verläufe von Neurodermitis, die nicht gut in den Griff zu kriegen sind. Seit Ende 2017 ist eine Spritze mit dem Wirkstoff Dupilumab gegen Neurodemitis zugelassen. Willst Du wissen, wie diese Spritze wirkt, lies meinen nächsten Beitrag. Wenn Du per Mail über die Veröffentlichung neuer Beiträge informiert werden möchtest, kannst Du hier meinen Newsletter abonnieren:

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